Archiv 2014 — heute

Die beachtliche Bergwelt von Cottbus

Die beachtliche Welt der Filmfestivals streckt seine Fühler nach MultiPOP aus. Ich schicke ja schon lange keine Filme mehr auf Filmfestivals, da ich in der Regel nur Absagen bekomme. Aber das LetsDOK-Festival ist ein dezentrales Festival, das nach originellen Abspielstätten für Dokumentarfilme sucht und mich angesprochen hat. Deshalb werde ich im September im MultiPOP-Salon Dokumentarfilme zeigen. In erster Linie meine eigenen. Ich habe ja nur ganz selten Dokumentarfilme gedreht, deshalb werde ich für diesen Anlass einen weiteren Dokumentarfilm realieren, der sowieso schon geplant war, nämlich meine Dokumentation über die beachtliche Bergwelt von Cottbus. Während Filmfestivals normaler Weise eine riesiges Theater mit der Anmeldung und den Sichtungskopien machen, habe ich diesmal den Film noch nicht einmal begonnen, aber er steht schon im Programm. Letztes Woche haben wir immerhin ein Standfoto gemacht (siehe oben, Fotografin Angela Buhl). Eigentlich wollen wir auch die erste Szene drehen, aber leider bekam die (minderjährige!) Darstellerin keine Erlaubnis vom Papa, bei mir mitzuspielen. Das kann mich aber nicht abhalten, suche ich mir eine andere.

Ich bin ein Poet, oder?

Rückblickend ist im Jahr 2022 nur wenig passiert und auch dieses Bild entstand bereits im Frühling als das letzte einer kleinen Serie, die im Herbst begonnen wurde. Es gibt auch ein Lied dazu und das Werk in voller Größe kann man in der Bildgalerie betrachten. Der Kenner des ZMOT-Repertoires kann sich daran erfreuen, dass die Titel der vielen Bücher jeweils Lieder von ZMOT sind. Also mal wieder eine Menge Selbstrefferenzialität.

Die Selbstdefinition als Poet, der zudem noch mit der anachronistischen Schreibmaschine vor sich hinschreibt, ist rein intuitiv entstanden, so wie die meisten meiner Bilder und Texte. Da sind einzelne Zeilen oder ein Gekritzel und das wächst in die Form hinein, die es auszufüllen gilt. Also entweder ein Lied mit Strophen und Refrain oder die Fläche eines rechteckig zugeschnittenen Papiers. Hinterher muss ich mir manchmal die Frage stellen, ob das, was ich ausdrücken wollte, verständlich ist. Oder ist es einfach nur therapeutisch und selbstentlarvend? Ja, ich wäre gerne nur Poet und in dem bildungsbürgerlichen Kontext in dem ich aufgewachsen bin, befreit mich das von Verantwortung, aber legitimiert mich dazu, zu allem meinen Senf dazuzugeben, wenn er schön formuliert ist. Aber indem ich das hinterfrage, befriedigt mich diese Rolle keineswegs.
Zum Glück bin ich nicht nur Poet, sondern auch Bürger und Teilhaber an der oft heraufbeschworenen Zivilgesellschaft. Da kann ich meinen Willen zur Verantwortung durch demokratische Prozesse ebenfalls einbringen. Sehr mühsam und langsam, aber authentisch und legitim.
Tracy Neumann hat uns (ZMOT) interviewt und wir haben sie über eine Stunde lang zugetextet. Es klingt ziemlich bedeutungsschwanger, was ZMOT zusagen haben. Eben das, was alle Künstler von sich behaupten: Für eine andere, bessere Welt einzutreten. Och hatte gehofft, es kommt im Interview etwas mehr Selbstironie oder Skepsis rüber. Weltverbesserung mit Akkordeon und mechanischer Schreibmaschine? Ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen.
Aber wenn alle mitmachen, geht es vielleicht doch!

FFC 32: Retrospektive Schuster

Der alte, aber gute Super-8-Projektor „Bauer T610, Microcomputer Stereo“ im Obenkino

Hattet ihr es zur Kenntnis genommen? Beim Filmfestival Cottbus gab es im Obenkino eine kleine Restrospektive meiner Filme. Das schönste an der Veranstaltung war die Seite im Programmheft. Das ist auch gut so, denn vermutlich gibt es viel mehr Menschen, die das Programmheft durchgeblättert hatten, als solche, die tatsächlich da waren. Die, die kamen, fanden es, soweit ich es beurteilen kann, gut und unterhaltsam. Alle bestaunten den knatternden Super-8-Projektor der brav einen 35 Jahre alten Film an die Leinwand warf, allerdings ziemlich dunkel.

Dreharbeiten im Wald

Ich wollte einen Film drehen, in dem der neue Radweg nach Lieberose eine Rolle spielt. Nach langem Überlegen (mangelnde Inspiration) gab es dann nur ein Kammerspiel für einen Fahrradfahrer. Den spielte ich selbst. Dank an David Timm, der sich um die Kamera kümmerte und mit mir ein paar Stunden in der Abgeschiedenheit des großen Waldes verbrachte. Da es im Bereich der Dreharbeiten weder eine Park-, noch Wendemöglichkeit gab, musste die Technik komplett Fahrradkompatibel transportiert werden. Allerdings waren wir mit einem PKW nach Jamlitz bis kurz vor den Anfangspunkt des Radweges gefahren.


Für die Radtour-Interessierten: Der Radweg beginnt im Süden an dem kleinen Verbindungsweg zwischen Preilack und Turnow und endet nach 12 km im Norden unerwartet mitten im Wald. Allerdings sind es von diesem Ende der asphaltierten Strecke nur ca. 400 m bis Jamlitz, Glashütte.
Unter dem Titel „Monlog eines Fahrradfahrers für Niemanden im Nirgendwo“ habe ich das Werk jetzt bei der Lausitzer Filmschau eingereicht. Aber darüberhinaus werde ich auch mit einer Werkschau beim Filmfestival vertreten sein (Infos folgen!)

Hässliche Kunst für eine hässliche Welt


So langsam schlägt die Ironie in Sarkasmus um, die Hoffnung, durch vernünftiges Handeln etwas zu bewirken, unterliegt dem Fatalismus. Ich bin frustriert, im großen, wie im kleinen, im politischen und im künstlerischen. Ich will das jetzt auch gar nicht im einzelnen erläutern, sondern nur als Argument für diese Bilder ins Feld führen. Ihr müsst sie nicht gut finden, aber ihr könnt sie zur Kenntnis nehmen.

Weitere hässliche Bilder!

Aktuelles aus dem Cottbuser Kunstleben

Ursprünglich wollte ich diesen Beitrag mit dem Titel „Gelungene russisch-ukrainische Zusammenarbeit“ überschreiben, aber dann hielt ich das für übertrieben. Tatsache ist, dass die Ausstellung „Elementale“ in der Lausitzer Kunsthalle von Eka Orba stammt (russische Herkunft) und anlässlich der Eröffnung Tanja Konzukarenko (alias Tankataka) aus Odessa/Ukraine Lieder zur Klavierbegleitung sang.
Aber die Bilder entstanden lang vor dem Kriegsbeginn und sind ohne politische Intention, während Tankataka unter dem Eindruck des schrecklichen Geschehens neue Lieder textete und komponierte, die bei der Vernissage uraufgeführt wurden. Im Publikum befanden sich zahlreiche Geflüchtete, die zumeist aus dem Verwandschaftkreis von Tanja, Kirill und Eka stammten. Daher auch der relativ hohe Anteil von Kindern bei der Ausstellung.
Ich denke, dass hier in Deutschland, zumal im künstlerischen Bereich, russisch-ukrainische Zusammenarbeit nicht besonders hervorgehoben werden muss und ich hoffe, das bleibt auch so.

Mit Geigerzähler im Chekov

Paul Geigerzähler
In seinem Album „Der Zeitstrahl ist zerbrochen“ geht es um den problematischen Weg vom Sozialismus zum Kommunismus, wohl wissend, dass es nach dem real existierenden Sozialismus erstmal zurück auf Los ging. Und da stecken wir nun fest seit über 30 Jahren, in dieser Ära, in der alle den Kapitalismus als Problem erkannt haben, aber kein probater Gegenentwurf existiert.
Paul Geigerzähler lässt sich davon nicht einschüchtern, denn er spielt Geige und zwar extrem intensiv, energetisch und überraschend vielfältig. Außerdem kann er beim Geige spielen auch noch singen, sprechen oder Texte proklamieren. Agitations-Musik (?!) zu Themen wie Konterrevolution und Diskontinuität der sozialistischen Entwicklung. Oh Mann das ist ja total out und aus der Zeit gefallen, könnte man sagen, aber ich sag das nicht.
Ich sage stattdessen, es ist poetisch und es ist angebracht. Wir doofen Idealisten, ob Sozialromantiker oder Ökoaktivisten mögen eine störrische Minderheit sein, aber ich behaupte, wir haben politische Relevanz, ganz im Gegensatz zu den Konsumterroristen, der Autofahrergesellschaft, den „mir kommen die Tränen, wenn ich die Benzinpreise sehe“-Journalisten und den vielen Bremsern, die unbedingt an ihrer selbsterkorenen Normalität des letzten Jahrhunderts festhalten wollen, bis sie darin begraben werden. Aber das nur als Vorrede.
Die Umweltgruppe Cottbus, die ja vor allem mit dem Diskurs und den Aktivitäten um den Braunkohleausstieg beschäftigt ist, organisierte ein Konzert mit ZMOT und  Paul Geigerzähler im Chekov. Wegen den leidigen Coronaproblemen wurde es als Freiluftveranstaltung durchgeführt. Das führte dann dazu, dass ich trotz dicker Jacke recht klamm und verfroren vor mich hinspielte, während Paul, nur im Hemd, beeindruckend vital war. Er gehört zu den Musikern, die gleich beim ersten Ton eine unglaubliche Intensität erzeugen. Nur Geige und Stimme, da könnte man Eintönigkeit befürchten, aber Paul wechselt, sowohl auf seinem aktuellen Album, als auch live geschickt und teilweise Blitzschnell zwischen verschiedenen Spielarten und Musikstilen hin und her. Da entpuppt er sich als guter Entertainer.
Ich mag vor allem das Gekratze und Geräuschhafte der Geige im Wechselspielt mit den Texten, aber dann gibt es natürlich auch den gestrichenen und gezupften Klang, Lieder, bei denen die Geige wie eine Gitarre geschlagen wird und dann auch noch die Punknummern (auf dem Album mit Schlagzeug). Besonders gut finde ich das Lied „Die Leere“ das zwar ganz anders formuliert ist, aber doch gewissen inhaltliche Parallelen mit „Nochmal nichts und wieder Nichts“ von ZMOT hat. Das Album „Der Zeitstrahl ist Zerbrochen“ kann man auf Bandcamp downloaden, und so wie sich ZMOT teilweise sehr in ökologischer Indoktrination verstrickt, so agiert Paul im politisch linken Spektrum. Er gehört zu der Formation Berlinskaja Droha, die wohl wichtigste Band, die einen Teil ihrer Lieder auf Sorbisch singt. In diesem und natürlich auch im linken, basisdemokratischen antifaschistischen Milieu ist Geigenzähler viel unterwegs, unter anderem in Cottbus und für mich war es jedes Mal ein Vergnügen seinen Konzerten zuzuhören. Unser Blog mit ihm ist hier!

Allein im MultiPOP-Studio

Letztes Jahr, im ersten Corona-Herbst experimentierte ich mit der Vermona-Orgel und veröffentlichte einige Beispiele auf dem Multi-Pop-Kanal von Soundcloud. Jetzt entstanden mit ähnlichen Mitteln und erweiterten Erfahrungen weitere Aufnahmen, die ergänzend zu den ZMOT-Liedern gedacht sind oder alternative Versionen bekannter Lieder. Wer also das aktuelle Schaffen mitverfolgen will, sollte dringend bei Soundcloud reinhören, wo früher nur das umfangreiche Werk vom Akkordeon Salon Orchester in verschiedenen Besetzungen angeboten wurde.
Multi-Pop Sondcloudkanal mit verschiedenen Künstlern und ZMOT auf Soundcloud (seit einem Jahr gab es hier keine neuen Lieber, abe bald kommt da wieder was, wir sind schon im Studio)

ZMOT im Heimstudio

Da wir bei Radio Slubfurt im grossen Radiointerview dieses Lied live spielten und es dann auch im ZMOT-Blog präsentieren wollten, musste mal wieder in höchster Eile eine Studioversion fertig gemacht werden. Ein authentischer Einblick in den Alltag von ZMOT. Gemeint ist natürlich medial inszenierter Alltag!

Die vielen Soundspielereien (Vermonaorgel, Glockenspiel, zwei parallele Rhythmusbox-Tracks, etc.) hatte ich schon aufgenommen, aber für Michael und Sahara Kalahari war der Song noch ziemlich neu, als sie im Studio antreten mussten. Der Blog ZMOT on Tour 01 mit Auszügen aus dem Radiointerview, der Reise und weiteren Musikaufnahmen enthält auch Teile dieser Videos.