Archiv 2014 — heute

Meine erste Band: Okasa

Ausschnitte aus einem unvollendeten Super-8-Film aus der tiefsten Provinz, gedreht 1982. Als Musiker zu sehen sind Gernot Ernst, Stefan Weippert, Hans Gottwald, Elke Dietz, Elisabeth Sinn und ich, Ralf Schuster. Gert Dobner und Imelda Weippert haben kleine Gastauftritte, wurden aber beide irritierender Weise mit meiner Stimme nachvertont.

Was kann man von einer Band erwarten, deren Karrierehöhepunkt darin bestand in Gnötzheim aufzutreten? Und dann gab es da noch ein ganz großes Problem: Die Synchronität! Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich Bild und Ton beim Schnitt zusammenbringen sollte und deshalb wurde weitgehend darauf verzichtet, Menschen beim singen zu zeigen. Da wäre die Asynchronität so richtig aufgefallen! Beachtlicher Weise gibt es ab und zu doch kurze Momente, die man für synchron halten könnte, aber vielleicht ist es einfach Zufall. So wie die Bildschärfe. Stattdessen gibt es schlecht gespielte Pseudoauthentizität bis zum Abwinken! Es war damals eine dumme Idee gewesen, mit der Band, die ihre Auflösung schon beschlossen hatte, einen Film aufnehmen zu wollen. Da hatte ja keiner mehr Lust mitzumachen. Ich selbst war in Selbstmitleid und Resigantion verfallen und Stefan Weipperts eifrige Mitarbeit brachte den Film auch nicht in Schwung. Abgesehen von den Musikszenen gibt es noch einige missratene, assoziative Spielszenen, die niemand zu sehen bekommen wird. Der Super-8-Film hatte ungefähr 20 Minuten Spieldauer, war unfertig und so habe ich für die Nachwelt die „besten“ sieben Minuten herausgeholt und teilweise am Ton Veränderungen vorgenommen. Das Stück „Let´s go West“ stammt nicht aus dem Film. Diesen Titel habe ich auf einer Compact-Casette gefunden und erst jetzt unter die Schwimmbadszene druntergelegt.
Zur subkulturellen Einordnung: Zunächst hatte ich bei einer unbedeutenden Band mitgemacht, bei der alle älter waren als ich. Die hatten einen Schlagzeuger per Kleinanzeige gesucht und dann dudelten wir ungefähr ein Jahr lang diffusen Krautrock/Jazzrock. Danach, noch als Schüler, konnte ich mich bei Gernot und Stefan beliebt machen und wir gründeten „Okasa deluxe änd the brudel heidränts“. Das sollte eine fränkische Schreibweise für „Brutale Hydranten“ sein, also total bekloppter Schülerhumor. Aber es war meine erste Band in dem Sinn, dass wir uns auch als Freunde, Schicksalsgemeinschaft und Gesinnungsgenossen verstanden. Obwohl es schon 1979 war, kämpfen wir auf dem Land für die Anerkennung von Punk und New Wave, während die Mitschüler noch Genesis, Pinkfloyd, Alan Parsons Projekt hörten oder gar Barclay James Harvest. Wir fühlten uns immer missverstanden oder als verkannte Genies, aber wie der Film zeigt, waren wir einfach schlecht. Nach einigen Umbesetzungen bezogen wir als Proberaum ein Zimmer neben dem Swimmingpool in der Architektenvilla und nannten uns „The Okasa Pools“. Diese Besetzung klappte auch nicht sehr lange, sorgte aber für den Hauptschauplatz des Filmes. Da ich selbst nach dem Abitur ersteinmal sehr verunsichert und orientierungslos war, dauerte es eine Weile, bis neue musikalische Projekte für neues Selbstvertrauen sorgten. Gemeinsam mit Stefan, dem Bassisten der Okasas machte ich zunächst Punk, begann zu texten und zu singen und dann entstand die „Mesomere Grenzstruktur“. Das war die erste Band, bei der ich den Stil nennenswert prägte. Vielleicht erzähle ich demnächst noch ein bisschen mehr von meiner subkulturellen Jugend.

ZMOT@home

So, jetzt ist auch die vierte Ausgabe unseres Video-Blogs veröffentlicht! Es läuft besser als erwartet. Die erste Folge lebte durch die stetige Abfolge von Funktionsversagen und Fehlbedienungen der Geräte, die zweite durch visuellen Kunstüberfluss und in der dritten hatten wir schon ein bisschen Routine. Intuitiv würde ich ja am liebsten in jeder Folge die ganze Welt erklären aber, wenn man sich dann vorher überlegt, was man sagen könnte und auch darüber nachdenkt, was denn von dieser Erkenntnis sauber recherchiert und lückenlos begründet ist, schrumpft das zu sagende schnell. Ganz abgesehen davon, dass wir in der Aufzeichnung sowieso die Hälfte vergessen. Das hängt auch damit zusammen, dass wir uns auf die Lieder konzentrieren müssen, auf die Technik der Darbietung und die Technik der Aufzeichnung. So bleibt nur ein bisschen Konzentration für unser Gerede übrig. Aber inzwischen haben wir uns an die Technik gewöhnt und es wird besser. Es soll dabeibleiben, dass wir nicht so viel reden, sondern zwei Lieder singen und ein paar Randbemerkungen fallen lassen. Langt das? Nach aktueller Planung werden wir bis in den März hinein alle zwei Wochen genug Material haben, also Lieder, die relativ neu sind oder solche, die wir nicht oft gespielt haben.

Von Atatak zu Tankataka

Atatak war/ist ein kleines Label aus Düsseldorf, auf dem legendäre NDW-Pioniere wie „Der Plan“ in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrtausends ihre Platten veröffentlichten. Tankataka hingegen ist das Musikprojekt einer jungen Ukrainerin, die es zum studieren nach Cottbus verschlagen hat und die ab und zu auf dem Campus ein paar Lieder vortrug. Man sieht: Das eine hat das eine mit dem anderen nichts zu tun, abgesehen davon, dass mich beides jeweils zu seiner Zeit sehr beindruckt hat. Deshalb habe ich Tanja, die Sängerin und Hauptakteurin von Tankataka bei irgendeiner Gelegenheit gefragt, ob sie nicht ein paar ihr Lieder bei mir im MultiPOP-Studio aufnehmen möchte.

Vermona versus Startone MKE 61

Vermona vs. Startone: Die DDR-Orgel aus dem Müllcontainer im Duett mit dem China-Elektronik-Trash-Roll-Up-Keyboard. Bei beiden Keyboards brauchte ich eine ganze Weile, bis ich mich mit ihnen anfreundete.

Das beste an der Vermona sind die Schieberegler, die sehen nicht nur gut aus, sondern man kann den dazugehörigen Sound recht sensibel mit ihnen verstärken oder abschwächen. Außerdem sind die Sounds unerwartet roh und brutal, wie bei Elektronikpionieren. Interessant wird es, wenn das Mischungsverhältnis der einzelnen Sounds im klingenden Ton variiert wird. Aber die meisten Klänge sind durchaus gewöhnungsbedürftig.
Nur der Piano-Sound ist für sich allein brauchbar und hat Coolness. Nicht so soft wie beim Fender-Rhodes, sondern ein bisschen schärfer.
Die Vermona lag im Müllcontainer für Elektronikschrott, allerdings brauchte ich 45.- € für die Reparatur. Das Startone Roll-Up-Keyboard kostet 48.- € bei Thomann. Ich hatte es mir zum Spaß bestellt. Die Tastatur ist ziemlich mies, denn der kleine Sensor, der unten den weichen Tasten angebracht ist, muss getroffen werden, was nicht zwangsläufig gelingt, wenn man die richtige Taste erwischt. Die Drum- und Rhythmussounds finde ich gar nicht so schlecht, jedoch ist auch hier die Bedienung umständlich und die Bedienelemente nerven. Live würde ich mich nicht trauen, damit zu arbeiten und viele Funktionen habe ich noch gar nicht ausprobiert. Die Samples enthalten im Abklingen deutliche Komprimierungsunsauberheiten, was mich aber nicht so sehr stört, wenn ich das Gerät an ein Delay anschließe. Für die Aufnahme wurde das bewährte Aria Digital Delay und ein Boss Giga-Delay verwendet. Soweit zur High-End-Technik im MultiPOP-Studio.

Sport-Aktivismus

Da ich mich inzwischen so in die Möglichkeiten meines Smartphones hineinvertieft habe, dass ich einen Screenshot meines Tracking-Programm geschafft habe, könnt Ihr euch die hübschen Kringel der 6er- und der10er-Runde meines Sanzeberg-Fitness-Programms anschauen.
Für Ortsunkundige: Der Sanzeberg ist neben der (nicht zugänglichen) Mülldeponie, die einzige nennenswerte Erhebung im Cottbuser Stadtgebiet. Zur sportlichen Ertüchtigung renne und gehe ich dort seit mehreren Jahren rauf und runter. Dieses Jahr habe ich sogar zwei zusätzliche Trapelpfade angelegt, die durch den schattigen Wald führen, was in der Sommerhitze sehr vorteilhaft ist. Dadurch ist nun eine 10er-Runde möglich. Die Wege werden für eine Runde jeweils aufwärts und abwärts begangen. Die klassische 6er-Runde wird in der Regel mindestens zwei mal pro Trainingseinheit absolviert. Manchmal schaffe ich pro Monat über 200 Besteigungen.
Um die Orientierung zu erleichtern und die Gestaltung des Bildes zu verbessern, habe ich den Berg auch noch umkreist, was ich sonst nur selten mache.

Multipop-Aktivitäten in Zeiten der Pandemie #04

ZMOT veröffentlich sein drittes Bandcamp-Album

ZMOT war im letzten Jahr sehr produktiv. Viele Gedanken kreisten um ökologische Probleme, um Zivilisations-Sackgassen und Rechtfertigungsretourkutschen. Aber immer wieder auch um uns selbst, wie wir darin verstrickt sind, und wie wir zweifeln, scheitern oder ratlos sind.
Die Lieder gehören zusammen, auch wenn viele davon schon im Internet auf Soundcloud oder Youtube veröffentlich wurden. Die Zusammenstellung als „Album“ (so wie damals, als man noch ein Trägermedium brauchte ) ist Teil des künstlerischen Werks. Es dauert ca. 45 Minuten, besteht aus 13 Liedern und ich habe es mehrmals beim Sport probegehört, was sich durchaus bewährt hat (musikalisch, nicht sportlich). Aufgenommen wurde es 2020 im Heimstudio in Cottbus und ist nun als download-Album bei Bandcamp verfügbar. Es heißt: ZMOT „Ökologisches Liedgut für junge Aktivisten und zur moralischen Bewertung veralteter Ideologiekonzepte“

Ich habe bei Bandcamp auch eine Textheft als PdF hochgeladen, aber bis jetzt konnte ich nicht herausfinden, wo der Download des Textheftes angezeigt wird oder wo der dazugehörige Button ist. Darum integriere ich dieses pdf hier, das scheint zu klappen: ZMOT_OL_Booklet

Multipop-Aktivitäten in Zeiten der Pandemie #02

ZMOT spielen live im Garten Ausschnitte aus ihrem neuen Album „Ökologisches Liedgut für junge Aktivisten“
Dazu Video-Erinnerungsfetzen an die Geschehnisse und Erlebnisse der letzten Monate. Der Film reflektiert das konfuse Wirrwarr der Aktivitäten, verstärkt durch die Einflüsse der Pandemie. Was nach ungewissem Ausgang aussieht, konnte inzwischen künstlerisch doch festgehalten werden:  Ein Zylkus von Bildern für die Ausstellung am 6.9. und ein Album mit Musik.

Was jedoch den ökologischen Aspekt angeht, ist der Ausgang weiterhin sehr ungewiss. Da sage ich jetzt erstmal nichts dazu!

Multipop-Aktivitäten in Zeiten der Pandemie #03

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Was der Ausstellungstitel „Leben in der Kohlenstoffwelt//Fahrenheit-17,8“ bedeutet, kann ich leider nicht erklären. Patrick Rosenblatt liebt abstrakte Kunstwerke und abstrakte Begriffe, um diese zu betiteln. Leben in der Kohlenstoffwelt meint eigentlich so etwas ähnliches, wie „Rückkehr zum Menschen“
Ausstellung im Multipop-Salon, Friedrich-Ebert-Str. 14, Cottbus, 5. und 6.9.2020, 14:00 bis 18:00 Uhr, Ausstellungsende mit ZMOT

MultiPop-Aktivitäten in Zeiten der Pandemie #01


Schallplattencover von Eka Orba für das ZMOT-Album „Zero Moment of Truth“
Es gibt nur zwei Exemplare dieser Schallplatte, quasi als Sicherheitskopie, falls alle digitalen Systeme versagen. Jetzt sind die Cover künstlerisch und individuell bemalt. Es würde auch höchste Zeit, denn die Veröffentlichung der Musik im Netz und als CD ist bereits zwei Jahre her, zu haben bei Bandcamp. Dort solltet ihr umbedingt vorbeischauen, denn in den nächsten Tagen kommt das brandneue Album von ZMOT: Ökologisches Liedgut.
Oben im Hintergrund zu sehen: Die Vinyl-Platte vom Akkordeon Salon Orchester und rechts die CD-Ausgabe von „Zero Moment of Truth“
Unten: Beide Platten auf dem ZMOT-Tisch mit Textheft und bestempeltem Label.
Nicht zu sehen: Auch die Rückseiten sind bemalt!

Trotz Corona gibt es die Klimakrise, da tickt die Uhr unerbittlich….

… aber nichts passiert! Oder das falsche, denn aus Angst vor wirtschaftlichen Verwerfungen wird hinter den Kulissen schon wieder davon geredet, das Rad zurückzudrehen. COzweiWelt02_Tagebau_klDie deutsche Umwelthilfe schreibt zu den Aktivitäten im Rahmen der Coronakrise: „Donald Trump hat eines der wichtigsten US-Klimaschutzgesetze der Industrie geopfert und die jährlich auf 5% festgeschriebene Effizienzsteigerung beim Kraftstoffverbrauch der Neuwagen-Flotte zunichtegemacht. Der deutsche Automobilverband VDA lobbyiert bereits massiv auf deutscher und europäischer Ebene, um ebenfalls die CO2-Flottengrenzwerte der EU auszusetzen. Damit haben Autohersteller keinen Anreiz mehr sparsame Fahrzeuge auf den Markt zu bringen oder die Entwicklung von E-Autos voranzutreiben.“
Co2Welt_muell_klDesaströs ist auch die Lage für diejenigen, die versuchen durch erneuerbare Energien die Verhältnisse zu verbessern, da wichtige Gesetzgebungs- prozesse durch Corona feststecken und darüberhinaus die CSU/CDU mit ihrem scheinheiligen Gerede davon ablenken will, dass ihnen Umweltpolitik voll am Arsch vorbeigeht (Stichworte: 1000m-Abstandsregel für Windkraftanlagen, Deckelung der Photovoltaik, Kohlekommission und Kohleausstiegs-gesetz, das noch nicht vom Bundestag abgesegnet ist).
Demonstrieren ist leider zur Zeit zwar nicht verboten, aber sehr kompliziert. Die Fridays for Future-Initiative wirkte schon vor Corona erschöpft, hoffentlich erweckt sie sich durch die gemeinsam mit Campact organisierte Online-Demo zu neuem Leben.
Eigentlich wollte ZMOT im Mai in einem vom Tagebau „Nochten“ bedrohten Wald einen Auftritt mit Ausstellung meiner total Konsum- und CO2-kritischen Zeichnungen durchführen und sich damit in den Status von Umweltaktivisten erheben, aber diese Aktion scheitert nicht nur sondern wegen Corona, sondern ist auch durch die fatale Trockenheit und wegen der dadurch verhängten Waldbrandwarnstufe 4 kaum durchzuführen.
Deshalb hängen zwei meiner gezeichneten, monumentalen Bilder nun im Schaufensterin der Friedrich-Ebert-Straße und ich versuche die große Online-Demo durch meine Kunstwerke zu unterstützen.
Corona hin, Corona her, diese Krise dauert vielleicht ein Jahr oder zwei, verglichen mit der Zukunft auf einer um drei bis vier Grad aufgeheizten Welt ist das ein Klacks. Jetzt muss gegengesteuert werden, damit wir, wenn die Lockerungsorgie endlich beginnt, in die richtige Richtung weitergehen. Ihr müsst also nicht mal den Arsch hochkriegen, sondern es langt der viel zitierte Mausklick hier, und zwar am 24.4. um 12:00 Uhr. Ich weiß zwar nicht, was dann passiert, aber ich vermute, dass die Klicks gezählt werden und hoffentlich etwas bewirken.
Foto: Exkursion der Aktivist*innen nach Taubendorf im Sommer des letzten Jahres, wo die Kunst-und Musik-Aktion zunächst im Herbst 2019 geplant war. Inzwischen hat die LEAG auf dem Gelände das Sagen und der zweite Anlauf in einem Wald zwischen Schleife und Mühlrose wartet auf seine Realisierung in Viren-freien und feuchteren Tagen.

Digitale Landschaft

Platine_Avid07_sm
Im Lagerraum für veraltete Videotechnik stieß ich bei der Inventur auf eine vermutlich ziemlich teuere Videohardware der amerikanischen Firma AVID. Sie kam bereits als Altlast zu uns, weil man sie bei einem Fernsehsender ausgemustert hatte und bei uns machte sich niemand die Mühe, das Ding in die vorhandene Technik zu integrieren. Hätte vermutlich auch gar nicht funktioniert.
Jetzt habe ich sie aufgeschraubt und das hübsche elektronischen Innenleben fotografiert.
Danach kommt für dieses erlesene Stück Technikgeschichte nur noch die Reise zur Mülldeponie.