Falkenberg/Elster vs. Hawk Hill

Falkenberg_Collage

Wer etwas erzählen will, singt deutsch und wer Rockmusik machen möchte, singt englisch. Ist das zu pauschal gesagt? Oder habe ich einfach ein Problem damit, dass ich in der Kleinstadt Falkenberg stehe, Videoaufnahmen mache und irrtiert bin, ob das wirklich „Hawk Hill“ ist? Liegt es an einer Schere in meinen Kopf, dass alles, was auf Englisch formuliert wird, von allgemeiner, von globaler Bedeutung sein soll?
Auch wenn es vielleicht etwas weit hergeholt ist, ist Falkenberg eines von vielen Beispielen für Verlierer im pop-sozialen Kontext gemäß eines penetrant angewandten Paradigmas, welches uns sagt: Metropole ist geil, Großstadt ist cool, Kleinstadt ist scheiße.
[vimeo https://vimeo.com/218605025]
Da ich ja als ausgewiesener Provinzler auch schon in/über Forst/Lausitz und Peitz gefilmt habe, hat mich des „Schicksals Laune“ vor kurzem wieder nach Falkenberg verschlagen. Das ist ein Eisenbahnverkehrsknotenpunkt und so konnte ich beide Drehtermine quasi im Vorbeifahren im Rahmen anderer Zugreisen erledigen und den künstlerisch induzierten CO2-Verbrauch niedrig halten. Gedreht wurde nur mit Reiseequipment.
So lief ich also zweimal durch Falkenberg, einmal ein umfangreicher Spaziergang zur Recherche und einmal für die Videoaufnahmen. Nicht für mich, sondern für einen Cottbuser Home-Recording-Musiker, der unter dem Namen Para Lia Lieder veröffentlicht und eines seiner Lieder handelt eben von der Stadt seiner Jugend Falkenberg/Hawk Hill. Die Eisenbahnerromantik und Deindustriealisierungs-Traurigkeit ergab sich quasi obligatorisch und waren kaum zu vermeiden. Die Friedrich-Engels-Straße mit den beschnittenen Bäumen und den Arbeiterhäuser direkt am Bahnhof gefiel mir spontan und lag im perfekten Licht für die Aufnahmen. Betonpflaster mag ich eigentlich nicht, aber die verschiedenen Strukturen von Gebäuden, Wegen und Plätzen rund um den Bahnhof sind der visuelle Bonustrack meiner Exkursion. Ich finde die Sanierungs- und Aufhübschungsmaßnahmen am Falkenberger Bahnhof gar nicht schlecht (Was soll man in so einer kleinen schrumpfenden Stadt auch machen?)
Nachdem ich mich etwas gequält habe, was ich denn nun im Video drin, und was draußen haben wollte, kam es mal wieder wie immer: Eigentlich ist von allem das Beste drin. Nur die Gitarrenaufnahmen nicht, die sind komplett rausgeflogen. Die Videoaufnahmen des Gesangs fanden im Einfamilienhausambiente in Kollkwitz statt.
Mancher erinnert sich vielleicht, dass ich vor mehr als zehn Jahren ebenfalls ein Lied über Falkenberg, nämlich „Falkenberg bei Nacht“ getextet hatte. Hing ebenfalls mit der Eisenbahnknotensituation und einem verpassten Anschlusszug zusammen. Ich gestehe: Während ich für Hawk Hill filmte, ging mir im Kopf immer mein eigener Text herum.

Falkenberg bei Nacht, des Schicksals Laune hat mich hergebracht

Heimatverweigerungshaltung trifft beizeiten
auf die Verbreitung von Halbwahrheiten
in Falkenberg bei Nacht
hab ich über manches nachgedacht
und dachte mir:
Solange ich nicht nichts Besseres weiß, bleibe ich hier!

2 Anmerkung zu “Falkenberg/Elster vs. Hawk Hill

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