Meine erste Band: Okasa

Ausschnitte aus einem unvollendeten Super-8-Film aus der tiefsten Provinz, gedreht 1982. Als Musiker zu sehen sind Gernot Ernst, Stefan Weippert, Hans Gottwald, Elke Dietz, Elisabeth Sinn und ich, Ralf Schuster. Gert Dobner und Imelda Weippert haben kleine Gastauftritte, wurden aber beide irritierender Weise mit meiner Stimme nachvertont.

Was kann man von einer Band erwarten, deren Karrierehöhepunkt darin bestand in Gnötzheim aufzutreten? Und dann gab es da noch ein ganz großes Problem: Die Synchronität! Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich Bild und Ton beim Schnitt zusammenbringen sollte und deshalb wurde weitgehend darauf verzichtet, Menschen beim singen zu zeigen. Da wäre die Asynchronität so richtig aufgefallen! Beachtlicher Weise gibt es ab und zu doch kurze Momente, die man für synchron halten könnte, aber vielleicht ist es einfach Zufall. So wie die Bildschärfe. Stattdessen gibt es schlecht gespielte Pseudoauthentizität bis zum Abwinken! Es war damals eine dumme Idee gewesen, mit der Band, die ihre Auflösung schon beschlossen hatte, einen Film aufnehmen zu wollen. Da hatte ja keiner mehr Lust mitzumachen. Ich selbst war in Selbstmitleid und Resigantion verfallen und Stefan Weipperts eifrige Mitarbeit brachte den Film auch nicht in Schwung. Abgesehen von den Musikszenen gibt es noch einige missratene, assoziative Spielszenen, die niemand zu sehen bekommen wird. Der Super-8-Film hatte ungefähr 20 Minuten Spieldauer, war unfertig und so habe ich für die Nachwelt die „besten“ sieben Minuten herausgeholt und teilweise am Ton Veränderungen vorgenommen. Das Stück „Let´s go West“ stammt nicht aus dem Film. Diesen Titel habe ich auf einer Compact-Casette gefunden und erst jetzt unter die Schwimmbadszene druntergelegt.
Zur subkulturellen Einordnung: Zunächst hatte ich bei einer unbedeutenden Band mitgemacht, bei der alle älter waren als ich. Die hatten einen Schlagzeuger per Kleinanzeige gesucht und dann dudelten wir ungefähr ein Jahr lang diffusen Krautrock/Jazzrock. Danach, noch als Schüler, konnte ich mich bei Gernot und Stefan beliebt machen und wir gründeten „Okasa deluxe änd the brudel heidränts“. Das sollte eine fränkische Schreibweise für „Brutale Hydranten“ sein, also total bekloppter Schülerhumor. Aber es war meine erste Band in dem Sinn, dass wir uns auch als Freunde, Schicksalsgemeinschaft und Gesinnungsgenossen verstanden. Obwohl es schon 1979 war, kämpfen wir auf dem Land für die Anerkennung von Punk und New Wave, während die Mitschüler noch Genesis, Pinkfloyd, Alan Parsons Projekt hörten oder gar Barclay James Harvest. Wir fühlten uns immer missverstanden oder als verkannte Genies, aber wie der Film zeigt, waren wir einfach schlecht. Nach einigen Umbesetzungen bezogen wir als Proberaum ein Zimmer neben dem Swimmingpool in der Architektenvilla und nannten uns „The Okasa Pools“. Diese Besetzung klappte auch nicht sehr lange, sorgte aber für den Hauptschauplatz des Filmes. Da ich selbst nach dem Abitur ersteinmal sehr verunsichert und orientierungslos war, dauerte es eine Weile, bis neue musikalische Projekte für neues Selbstvertrauen sorgten. Gemeinsam mit Stefan, dem Bassisten der Okasas machte ich zunächst Punk, begann zu texten und zu singen und dann entstand die „Mesomere Grenzstruktur“. Das war die erste Band, bei der ich den Stil nennenswert prägte. Vielleicht erzähle ich demnächst noch ein bisschen mehr von meiner subkulturellen Jugend.

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