Personen- und Stichwortregister, Erläuterungen und das Autorenteam
Fünf Nachwuchswissenschaflter aus fünf Kontinenten unter einem Dach. WG-Statuten und Weltrettungspläne treffen auf finanzielle Engpässe, Bürokratie und sonstige Tücken des Alltags.
Sechs heitere Episoden, angesiedelt in der Zeit des turbulenten Strukturwandel an der kleinen, aber agilen Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus-Senftenberg, niedergeschrieben von Angela Buhl und Ralf Schuster
„Unsere Kleine Welt-WG“ ist eine sechs-teilige Serie mit Episoden von jeweils 30 – 45 Minuten Dauer. Die meisten Dialoge sind bereits formuliert. Dort, wo es sich um wissenschaftliche Fakten handelt, sind diese Dialoge teilweise noch nicht ausgearbeitet. Am besten wäre ein wissenschaftlicher Beirat, der die Richtigkeit aller angesprochenen Sachverhalte gewährleistet, ohne die Pointen zu verhunzen. Neben dem Beirat ist ein solventes Team von Produzenten wünschenswert, das sich mit großer Geste um die Finanzierung und Vermarktung des Projektes kümmert. Die Schauspieler und Schauspielerinnen sollten keine teueren Stars sein, denn bekannte Gesichter lenken nur ab (sie können es hinterher werden). Bei über drei Stunden Filmlaufzeit wäre ein solches Projekt mit unbezahlten Laien wohl kaum durchzuführen. Die diversen Szenen auf dem Campus sollten keine Problem sein, wenn die BTU selbst als Co-Produzent einsteigt oder zumindest zu wohlwollender Zusammenarbeit bereit ist. Da das BTU in den letztes Jahren alles mitgemacht hat, was ihr etwas Aufmerksamkeit versprach, wird es daran bestimmt nicht scheitern.
Darüberhinaus bietet die Handlung des Filmes auch Raum für wissenschaftliche Begleitforschung. Der Strukturwandel, der nicht nur als technisches, sondern auch als soziales Phänomen verstanden wird, ist in den Köpfen der Protagonisten längst vollzogen. Der Widerspruch zwischen dem Alten (fossil/kapitalistisch) und Neuen (erneuerbar/share community) findet mehrfach Niederschlag in der Handlung, die als Simulation einer möglichen Zukunft analysiert werden kann und bewertbar wird .
Die Verwertung des Filmes wird somit zugleich ein Beitrag zur Akzeptanzforschung und die ideologisch verwickelten Gedankenansätze des Drehbuchs setzen sich in die Wissenschaft hinein fort.
Zwar ist es durchaus absurd und realitätsfremd in einer Provinzuniversität eine Fernsehserie mit eigenen Mitteln zu realisieren. Aber eventuell lässt sich die Einflußnahme von außen minimieren,Geld umleiten oder die Fusion mit der Filmhochschule, die niemand wollte und niemand ahnte, wird plötzlich aus heiterem Himmel vollstreckt und folgenden Generationen von Filmstudenten müssen sich für diese Serie an der technischen Universität in Cottbus abarbeiten.
Personen- und Sachregister
Akademischer Mittelbau
Gemeint ist die Mitte zwischen den Studierenden und den Professoren, also die wissenschaftlichen Assistenten und Forscher, die noch keine Professoren sind. Wie in vielen anderen (Provinz-) Universitäten ist der Mittelbau in Cottbus ein sehr flüchtiges, ortsungebundenes Habitat. Wegen den befristeten Zeitverträgen und der Tatsache, dass die typische Lebenszeit für Mittelbauer auch gleichzeitig die beste Zeit zur Familiengründung ist, verbleibt der Lebensmittelpunkt eines Mittelbauers oft dort, wo er sich vor Antritt des Arbeitsverhältnisses befand. Es wird viel gependelt, sei es täglich oder wochenweise. Nur ein Teil der Mittelbauer lebt in der Stadt des Arbeitsplatzes.
Wohngemeinschaften im akademischen Mittelbau waren in Cottbus kurz nach der Wiedervereinigung wegen eines großen Angebotes an billigen Wohnraum häufig, dienten aber nur als Schlafstätte für Pendler.
Angela vom Auslandsamt
Langjährige Mitarbeiterin im International Relations Office, das vor langer Zeit „Akademisches Auslandsamt“ hieß und ihr den Spitznamen einbrachte. Sie ist für die internationalen Promotionsstipendiaten zuständig. In dieser Funktion hat sie viel mit Aufenthaltsrecht, Arbeitsgenehmigungen und akademischen Qualifikationen zu tun. Zu Carlos und vielen anderen ausländischen Studierenden und Absolventen pflegt sie ein freundschaftliches Verhältnis, was häufige gemeinsame Aufenthalte in der Cafeteria zur Folge hat. Ähnlichkeiten mit der Co-Autorin Angela Buhl sind beabsichtigt, aber nicht notwendig.
BTU Cottbus-Senftenberg
Kleine Universität in den neuen Bundesländern mit ausbaufähiger wissenschaftlicher Reputation und bescheidenen Studierendenzahlen. Zunächst lautete der Name “Technische Universität Cottbus“, dann „Brandenburgische Technische Universität Cottbus“ und nach der Fusion mit der Fachhochschule Lausitz schließlich „Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg“. Mit 56 Buchstaben überbietet dieser Name auch altehrwürdige Prestige-Unis wie die Ludwig-Maximilians-Universität München (37 Buchstaben), liegt aber noch weit hinter dem deutschen Spitzenreiter zurück (Hochschule Biberach – Hochschule für Architektur und Bauwesen, Betriebswirtschaft und Biotechnologie, 90 Buchstaben plus 9 Leerzeichen). Jahrelang versuchte die eifrige BTU in die Deutsche Forschungsgemeinschaft aufgenommen zu werden, scheiterte aber immer wieder. Durch den Kohleausstieg und den Strukturwandel mit seinen umfangreichen Strukturwandelfördermitteln bot sich eine andere Möglichkeit Bedeutung zu gewinnen: Die Ansiedelung von renommierten Forschungsinstituten (Fraunhofer, Deutsche Luft- und Raumfahrt-Gesellschaft, etc.) im Universitätsumfeld soll nun das gewünschte Prestige und den wirtschaftlichen Aufschwung bringen.
Im Aufwind dieser Institutsgründungen beginnt die Geschichte der Kleinen Welt-WG.
Campus
Die BTU ist eine sogenannte Campusuniversität, bei der die Mehrzahl der Universitätsgebäude auf einem zusammenhängenden Areal zu finden sind. Seit der Fusion zur BTU Cottbus Senftenberg sind allerdings zum ursprünglichen Campus, der nun als Zentralcampus bezeichnet wird, der Sachsendorfer und der Senftenberger Campus hinzugekommen. Natürlich sind sich alle einig, dass das wichtige und wissenschaftlich relevante am Zentralcampus passiert. Es sei denn, man hat sein Büro oder Labor an einem der beiden Außenstellen. Dann ist der Zentralcampus der unschöne Ort, wo man sich mit der ungeliebten Verwaltung herumärgern kann.
Allerdings ist der Zentralcampus tatsächlich am größten, hat auch die größte Mensa und liegt unmittelbar neben dem Stadtzentrum und den guten Wohnlagen, wogegen speziell der Sachsendorfer Campus am Stadtrand im Plattenbaugebiet liegt, während der Senftenberger Campus durch die stattliche Entfernung von 40 Kilometer für viele Universitätsangehörige schlicht und ergreifend Terra Incognita ist.
Wahrzeichen der BTU ist das IKMZ/die Bibliothek, gebaut von schweizter Stararchiten. LG10, mit Adrians Büro, ist noch authentischer DDR-Plattenbau. An den Zentralcampus anschließend sollen Gebäude für die vielen wissenschaftlichen Institute entstehen. Auf der Skizze wurden für die Übersichtlichkeit einige Gebäude weggelassen.
Cottbus
Kleinste Großstadt Deutschlands, wenn nicht gerade wieder ein paar Bewohner weggezogen sind und die Bevölkerungszahl unter Einhunderttausend sinkt. Zu DDR-Zeiten, als die Region zum Zentrum der Energiewirtschaft aufgebaut wurde, waren es über 130 000 Einwohner. Zentrum des sogenannten Lausitzer Reviers (Braunkohletagebau und Kohlekraftwerke). Im Vergleich zu den naheliegenden Großstädten Berlin, Leipzig und Dresden ist Cottbus recht beschaulich und provinziell. Günstige Mieten, eine grüne Innenstadt stehen der fehlenden ICE-Anbindung und einem Mangel an Weltgewandtheit gegenüber. Die immer wieder durchschimmernde rechte Gesinnung der lausitzer Ureinwohner und ein gut vernetzte Neo-Nazi-Szene sind für die Universität mit ihrem hohen Ausländeranteil ein permanentes Problem, das im Alltag und in der kleinen Welt-WG meist ausgeblendet wird.
Von Akteuren vom Stadt-Marketing wurden die Schlagworte „Boomtown Cottbus“ und „Lausitz – krasse Gegend“ geprägt um Aufmerksamkeit zu erregen.
ERM
Abkürzung für den Studiengang Environmental Resource Management, der an der BTU angeboten wird. Es handelt sich um einen internationalen Studiengang, bei dem alle Vorlesungen in Englisch gehalten werden. ERM erfreut sich konstanter Beliebtheit und Absolventen dieses Faches sind weltweit tätig.
Girlande, Gerlinde
Eigentlich die Sekretärin von „Professor Institutsleiter“ Gerald Kühlhammer, der jedoch nur in Ausnahmefällen in Cottbus anwesend ist. Daher kann sich Gerlinde Girlande um Ravis vielfältigen Angelegenheiten kümmern, aber nur, wenn sie will. Ravi sieht in ihrer Selbstbestimmtheit eine permanente Gefahr, die ihm Ärger mit den Gleichstellungsbeauftragten einbringen könnte. Berüchtigt ist Gerlinde Girlande für ihren Orientierungssinn: Ihre Ortsbeschreibung führte einst dazu, dass Carlos und Ravi an der Schmellwitzer Straßenbahnendhaltestelle landeten, als sie zum Bewerbungsgespräch wollten.
Guatemala
Mittelamerikanischer Staat und Heimat von Carlos Sanchez. Guatemala gehört zu den Ländern, bei denen die Demokratisierung durch intrigante Aktivitäten des CIA weit zurückgeworfen wurde. Bürgerkrieg, Militärregierungen und Korruption prägten das ausgehende 20. Jahrhundert. Doch auch nach der Jahrtausendwende sorgen rechtsgerichtete Regierungen für politische Stagnation. 2015 wurde die Auswanderungsquote auf 5% der Bevölkerung geschätzt. Das heißt: Wer es sich leisten kann, haut ab! Umgekehrt hat Guatemala weltweit einen der niedrigsten Ausländeranteile. Trotzdem verbringt dort die unerschrockene Angela vom Auslandsamt ihre Elternzeit.
Hartmann-Wimmer, Adrian
Soziologe und Umweltgeologe. Er hat den Mietvertrag für die Wohnung und ist Initiator der Wohngemeinschaft. Einerseits überzeugter Verfechter von basisdemokratischen Entscheidungsprozesse, andererseits kann es vorkommen, dass er aufgrund seiner speziellen Verantwortung als Hauptmieter der Erste unter Gleichen sein möchte. Adrian stammt aus einer durchaus wohlhabenden Familie und arbeitet auf einer vollen Stelle als akademischer Mitarbeiter im Fachbereich Umweltsoziologie. Er beschäftigt sich mit den mentalen und ideologischen Rahmenbedingungen der Forschenden im Strukturwandel und führt zu diesem Zwecke Videointerviews. Carlos unterstützt ihn dabei als Kameramann.
International Relations Office
Die Belange der ausländischen Studierenden, von Tipps für die Freizeitgestaltung bis zur juristischen Expertise, werden im IRO vertreten. Da die BTU zu wenig einheimische Studierende anzulocken vermag, setzte man die Zugangsbeschränkungen für internationale Studierende sehr niedrig an und konnte zudem davon profitieren, dass in Brandenburg keine Studiengebühren erhoben werden. Der Anteil der internationalen Studierenden an der BTU liegt inzwischen bei knapp 40%. Viele von ihnen verbringen nur ein oder zwei Semester in Deutschland, aber es gibt auch eine große Zahl von PHD-Stipendiaten, der internationalen Entsprechung einer Doktorandenstelle.
Lausitz
Geografische Bezeichnung für eine Gebiet im Osten Deutschlands, das von den Sorben, einer slawische Minderheit, besiedelt wurde. Während in der Oberlausitz rund um Bautzen die ursprünglichen Siedlungsstrukturen noch erhalten sind, ist die Niederlausitz mit dem Zentrum Cottbus durch den Braunkohletagebau sowohl morphologisch als auch ideologisch geprägt. Im Gegensatz zur Bevölkerung in Madagaskar arbeitet die Lausitzer Kohlewirtschaft traditionell klimafeindlich, hielt dies lange Zeit für selbstverständlich und betrachtete den Ausbau erneuerbarer Energien als Affront gegen die persönliche Lebensweise. Die Bereitschaft zum Kohleausstieg ließ man sich in zähen Verhandlungen vergolden. Sollten die finanziellen Zusagen eingehalten werden, werden im sogenannten Lausitzer Revier in den kommenden zwei Jahrzehnten etwa 17 Milliarden Euro Strukturwandelförderungen zu investieren sein. Davon fließt ein Drittel direkt an die Bundesländer, die übrigen Gelder werden durch die entsprechenden Bundesministerien in den betroffenen Regionen eingesetzt.
Lausitz Science Park (LSP)
Ehemaliges Flughafengelände in Cottbus, auf dem Gebäude für die neuen Forschungsinstitute entstehen sollen. Eine Anbindung an die Straßenbahn durch Verlängerung von Linie 3 ist vorgesehen. Im Jahr 2023 befanden sich alle frisch angesiedelten Forschungsinstitute noch in provisorischen, gemieteten Immobilien.
Madagaskar
Heimatland von Tickla Okpar und krisengeschüttelter Inselstaat. Der Süden Madagaskars befand sich 2022 in einer schweren Hungerkrise – der ersten weltweit, die laut den Vereinten Nationen eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen ist. „Familien leiden und Menschen sterben an Hunger. Dies ist eine Region der Welt, die nichts zum Klimawandel beigetragen hat, aber jetzt sind sie diejenigen, die den höchsten Preis zahlen.“ sagt David Beasley, Exekutivdirektor des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen
Nach Angaben des WFP sind Ende 2021 etwa 1,31 Millionen Menschen in Madagaskar von Nahrungsmittelunsicherheit und Mangelernährung betroffen und auf humanitäre Hilfe angewiesen. Etwa 28.000 befinden sich in akuter Hungersnot.
(Quelle: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Website am 19.07.23)
Miller, Dr. „Ravi“ Ravishar
Australier mit indischen Wurzeln, Physiker. In Karriere-Hinsicht sticht er in der Wohngemeinschaft als Postdoc deutlich heraus. Wasserstofftechnik und Hochtemperaturwärmepumpen sind die Forschungsgebiete des frisch gegründeten Instituts, in dem er als Arbeitsgruppenleiter und Koordinator direkt unter dem Institutsdirektor tätig ist. Kaum angekommen, muss er das Treffen mit dem Wirtschaftsminister managen. Das gelingt ihm besser, als der Umgang mit seiner Ex-Freundin oder der schwierigen Sekretärin. Seine Affäre mit der allseits beliebten Tickla Okpar führt dann leider auch noch zu unterschwelligen Komplikationen mit dem eifersüchtigen Adrian Hartmann-Wimmer.
Okpar, Tickla
Neben allerlei Gelegenheitsjobs gelingt es ihr nach dem abgeschlossenen ERM-Studium eine halbe PHD-Stipendiaten-Stelle zu ergattern, wovon sie bescheiden in der Abstellkammer der WG leben könnte. Aber da sie auch noch ihre Verwandtschaft in Madagaskar unterstützt, ist das Geld knapp.
Ihr Forschungsthema „DIY-Biogasreaktoren für ländliche Gegenden“ liegt ihr sehr am Herzen und bietet große Anwendungsbereiche in Afrika. Da die Strukturwandelgelder mit denen ihre Stelle finanziert wird ausschließlich für die Lausitz vorgesehen sind, muss sie ihre Afrikaambitionen bei offiziellen Anlässen verheimlichen.
Tickla kann sich nicht entscheiden, welcher ihrer Mitbewohner der geeignete Sexualpartner sein könnte und sorgt dadurch bei Adrian und Ravi für Verwirrung, während „Carlos unter ihrer strengen Anleitung im Labor Versuche durchführen darf.
Samsuddin, Havin
„Mein Heimatland gibt es nicht, also kann ich auch in Mitteleuropa leben“, sagt die Kurdin Havin. Um ihre Staatsbürgerschaft macht sie ein Geheimnis, aber man munkelt, sie habe einen deutschen Pass. Als Doktorandin im elitären Fachgebiet Compilerbau muss sie damit leben, dass niemand in der WG ihre wissenschaftliche Arbeit nachvollziehen kann. Zuhause in der Zimmerecke betreibt sie ihren Hochsicherheitsserver und wer im WG-WLAN surfen will, muss todsichere Passwörter benutzen. Havin ist unbestechlich, trinkt keinen Alkohol und kümmert sich in der WG um Aufgaben, für die sich Adrian zu fein ist: Die Nebenkostenabrechnung!
Sanchez, Carlos
Mit einem Abschluss als Agronom ist Carlos aus Guatemala nach Cottbus gekommen, um hier ein Masterstipendium für ERM wahrzunehmen. Seine Hoffnung, durch Nebenjobs Überschüsse zu erwirtschaften, mit denen er den kranken Onkel in der Heimat unterstützen könnte, erfüllt sich nicht. Die Angewohnheit oft und ausgiebig auf Studentenpartys zu gehen und die strengen Vorgaben der Ausländerbehörde, durch die seine Einkünfte limitiert werden, sorgen dafür, dass er kaum über die Runden kommt. Und das, obwohl er nicht nur bei Tickla als wissenschaftliche Hilfskraft arbeitet, sondern auch in der Pfandflaschenrücknahme des Supermarktes.
Schuster, Ralf, Dipl.- Ing.
langjähriger Mitarbeiter, Fotograf und Kameramann an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus Senftenberg. Co-Autor und Dialogschreiber des hier vorliegenden Drehbuchs und Vorbild für den Universitätsfotografen Frank Schubert, der im Audimax auf der Treppe stolpert. Ralf Schuster: „Jahrelang quälte mich die Wahnvorstellung mitten in der Mensa mit einem vollen Tablett zu stolpern. Inzwischen esse ich lieber zuhause. Aber die Angst vor den Treppen im Hörsaal ist auch sehr groß…. und begründet“
Strukturwandel
Aufbauend auf traditionellen Bergbau hatte man in der DDR die ländlich strukturierte Lausitz zu einem nationalen Energiezentrum aufgebaut. Riesige Tagebauflächen und gigantische Kraftwerke führten zu einem enormen Arbeitskräftebedarf und einem starken Zuzug von Bewohnern. Nach der Wiedervereinigung schrumpfte zwar der Bedarf an Arbeitskräften, aber die Kraftwerke überdauerten die Wende besser als die sonstige DDR-Industrie. Vom Kohleausstieg wollte man in den neuen Bundesländern erst mal nichts wissen. Doch 2018 beschloss man im Rahmen des Klimaschutzgesetzes, dass große Summen an Fördergeldern den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung flankieren sollten und dadurch neue Arbeitsplätze in der Lausitz geschaffen werden. In der Praxis ist es gar nicht so leicht, dieses Geld sinnvoll zu kanalisieren, denn man kann es nicht einfach an die Bevölkerung verteilen.
Als geeignete Lösung gilt die Ansiedlung wissenschaftlicher Forschungsinstitute im Umfeld der BTU, um damit hochqualifizierte Fachleute nach Cottbus zu holen. Ob diese tatsächlich kommen und ob sie ihr Geld in der Lausitz ausgeben werden ist ungewiss. An Geld mangelt es nicht, aber was damit passieren wird, ist ein laufender Prozess mit offenem Ausgang.
Wohngemeinschaft, speziell Unsere kleine Welt-WG
Adrian: 30 qm lila, Ravi: 26 qm blau, Havin: 20 qm orange, Carlos: 18 qm gelb, Tickla: 6 qm grün
Gemeinschaftliches Wohnen schont Ressourcen und fördert soziale Bindungen. Deshalb beschloss Adrian Hartmann-Wimmer in einer Wohngemeinschaft zu leben, umgeben von Personen, die er als sein natürliches Lebensumfeld versteht: Vertreter des akademischen Mittelbaus, nach Möglichkeit aus unterschiedlichen Fachbereichen und, wie es sich ergab, aus unterschiedlichen Kontinenten. Unter den Mitbewohnern herrscht das stillschweigende Übereinkommen für einen ökologisch-links-liberalen Wertekanon. Das gemeinschaftliche Wohnen ist für sie die Keimzelle einer progressiven Sharing-Economy, Autofahren ist geächtet und die Aufteilung der Mietkosten bezieht auch die finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Personen mit ein.
Die Geschichte beginnt an dem Tag, an dem die Gründungsbesetzung, bestehend aus Adrian, Carlos und Havin neue Kandidaten zur Vorstellung in der WG eingeladen hat.
Das Autorenteam:
Ralf Schuster ist Diplomingenieur, hat aber sein Erwerbsleben im Medienbereich verbracht. Seit 27 Jahren an der BTU Cottbus-Senftenberg fotografierte er immer wieder Kooperationsverträge, Fördermittelübergaben und Preisverleihungen. Dank Strukturförderungsgesetz ist der Subventionsfluss in die Lausitz auf historischem Höchststand, Euro-Millionen strömen vor der Linse des Fotografen vorbei. Da könnten vielleicht ein paar davon für eine intelligente Fernsehserie abgezwackt werden, dachte er sich. Ansonsten hat Ralf Schuster bei Science Slams teilgenommen, versuchte wissenschaftliche Zusammenhänge in Videos verständlich zu machen und kann sich auf eine lange Liste an NoBudgetfilmen und musikalischen Aktivitäten berufen, die er neben der Tätigkeit an der BTU realisiert hat.
Angela Buhl:
Nach professionellen Aktivitäten für verschiedene NGOs, die unter anderem mit einem mehrjährigen Aufenthalt in Guatemala verknüpft waren, kam Angela Buhl 2015 an das International Relations Office an der BTU. Studieren im Ausland ist nicht nur eine große Party, sondern manchmal auch eine Gratwanderung zwischen Bürokratie, Finanzierungsproblemen und den gegensätzlichen Erwartungshaltungen der Herkunftsländer und der hiesigen Lebensweise.
Das Trouble Shooting, das zum Alltag der Arbeit im International Relations Office gehörte, floss immer wieder in die Handlungsstränge des Drehbuches ein.
Zur Zeit befindet sich Angela Buhl in der Elternzeit und verbindet dies mit einem erneuten Aufenthalt in Guatemala.