Atatak war/ist ein kleines Label aus Düsseldorf, auf dem legendäre NDW-Pioniere wie „Der Plan“ in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrtausends ihre Platten veröffentlichten. Tankataka hingegen ist das Musikprojekt einer jungen Ukrainerin, die es zum studieren nach Cottbus verschlagen hat und die ab und zu auf dem Campus ein paar Lieder vortrug. Man sieht: Das eine hat das eine mit dem anderen nichts zu tun, abgesehen davon, dass mich beides jeweils zu seiner Zeit sehr beindruckt hat. Deshalb habe ich Tanja, die Sängerin und Hauptakteurin von Tankataka bei irgendeiner Gelegenheit gefragt, ob sie nicht ein paar ihr Lieder bei mir im MultiPOP-Studio aufnehmen möchte.
Daran sitzen wir nun seit einigen Wochen. Da es ja um nicht weniger als ganz große Gefühle geht, bin ich mit einem im Hause MultiPOP weitgehend unbekannten Perfektionsanspruch konfrontiert. Aber dann fährt doch immer wieder die Straßenbahn vorbei und hinterlässt auf der Aufnahme ihre rumpelnden Geräusche, während Tanja versucht, ihren Gesang beim zehnten Overdub zu optimieren. Sehr hilfreich erweist sich nun die Tatsache, dass ich vor kurzem einen gebrauchten Bass gekauft habe, der den Sound abrundet. Kirill, der Gitarrist (ebenfalls ukrainische Herkunft) kommt damit gut zurecht. Tanja singt nicht nur, sie spielt auch Klavier und mal sehen, was ich ihnen noch alles im Multitracking unterjubeln kann. Vermutlich wird es auf ein paar Akkordeon-Minimalismen und kleine Percussions-Aktivitäten hinauslaufen.
Wir zeichnen auf meinem 24-Spur-Stand-Alone-Recorder auf, gemastert wird voraussichtlich auf dem Laptop. Kirill hat eine Software und ich hoffe, wir verlieren uns nicht in den endlos vielen Möglichkeiten, die die digitale Postproduktion anbietet. Eigentlich bin ich mit den Vorab-Mixes schon zufrieden und höre sie im Morgengrauen, wenn ich an der Spree entlang jogge.
In emotionaler Hinsicht ist Tankataka genau das Gegenteil von ZMOT. Während Sarah und ich mit Mega-Coolness und verschraubten, textlichen Codierungen über das intellektuelle Hintertürchen beim Zuhörer einzudringen versuchen, macht es Tanja auf direkten Weg mit wirksamen, nicht allzu komplexen Akkordfolgen und ihrer beachtlich ausdrucksstarken Stimme. Da ich ukrainisch nicht verstehe, ist es dann aber auch wieder eine Abstraktion. Eine, die mir ausgesprochen gut gefällt.
Wann und wie wir veröffentlichen ist noch nicht geklärt (Soundcloud, Bandcamp, Weihnachts-Geschenke-CDs brennen?), das werdet ihr dann sehen. Und allen, die mehr auf existentialistische Anti-Musik stehen, können sich schon mal auf die Veröffentlichung meiner furiosen Vermona-Orgel-Werkphase freuen. Inzwischen sind es 12 Musikstücke, die parallel zu den Tankataka-Aufnahmen entstanden, allerdings wesentlich schneller.